Der Abschied kommt

Nach der DCM-Diagnose von Minou hat es mich einfach nur umgehauen;
der Albtraum von Alina hat mich sofort wieder eingeholt.

Ich war vollkommen fertig, konnte nicht mehr klar denken und war teilweise total hysterisch.
Ab diesem Zeitpunkt hab ich 24 Stunden am Tag nur Angst um Minou gehabt.

Jeden Abend hab ich mich gefragt, ob sie morgen früh noch da ist.

Jeden Morgen hab ich gebetet, dass ich Minou mittags auch noch habe.

Das ist erste und der letzte Gedanke der mich jeden Tag begleitet hat.

Bei der Diagnose am 15.11.2010 in Duisburg hatte man mir noch eine Lebenserwartung

von 7 bis höchstens 12 Monaten für Minou gesagt.

Ich habe Minou damals versprochen, dass sie weder erstickt noch leiden wird.

Ich werde bis zum Schluss bei ihr bleiben und alles für sie tun.

Das was Alina mitgemacht hat, sollte sich bei Minou nicht wiederholen.

Minou wurde auf Vetmedin und Dimazon eingestellt und ich sollte in 4 Wochen erneut nach Duisburg kommen.


Die ersten Wochen nach der Diagnose war ich ziemlich durch den Wind; ich wollte schon ein Loch buddeln und Minou erlösen.  Die Entwässerung mit Dimazon war besonders schlimm. Minou hat eimerweise Wasser getrunken und nur noch gepinkelt.

Sie konnte das Wasser nicht halten und wenn sie im Haus etwas vollgemacht hatte, fühlte sie sich “schuldig“. 

Schlich nur noch als wenn sie geschlagen worden wäre.

Wie soll man einem stubenreinen Hund vermitteln, dass es mir egal gewesen ist und der Hund nichts dafür kann ?


Minou hat in den ersten Wochen soviel abgebaut; sie war so eingefallen und sah erbärmlich aus. 

Keine Lebensfreude mehr, nur noch ein Häufchen Elend.

Dieser Zustand war für mich unerträglich und ich habe in diesen ersten Wochen sehr viele Gespräche und Diskussionen mit meinem Tierarzt gehabt. Wie oft hab ich dort gesessen, nur am heulen und total verzweifelt.

Wir hatten auch einige Auseinandersetzungen aber mein Tierarzt war immer für uns da.

Er sagt mal zu seinem Kollegen: “die Dobermänner sind harmlos im Vergleich zu deren Frauchen; die ist der reinste Pit Bull“.


Ich habe mir das Ganze ca. 3 Wochen nach der Diagnose angeschaut;

Minou war nicht mehr der Hund den ich kannte und das wollte ich ihr nicht weiter zumuten.


Auch wenn mich viele für “bescheuert“ oder “verantwortungslos“ gehalten haben, habe ich folgenden Entschluss gefasst:

ich werde nicht mehr nach Duisburg zur Kontrolle fahren weil es weder Minou noch mir was bringt.

Warum soll ich diesen Stress auf uns nehmen nur um mir ein “kaputtes Herz“ anzusehen ?

Ich habe das Dimazon abgesetzt und Minou hat nur noch Vetmedin bekommen.

Minou wurde regelmäßig bei meinem Tierarzt abgehört. 

Sollte sich Wasser in der Lunge bilden hat man eh die A-Karte und nicht mehr viel Zeit.


Ich habe diese Entscheidung für Minou getroffen und habe sie keinen einzigen Tag bereut.


Minou wurde wieder aufgepäppelt und nach ca. 14 Tagen ging es ihr wieder besser.
Die Lebensfreude war wieder da und ich habe Minou in keinster Weise mehr eingeschränkt.

Sie sollte die Lebensqualität behalten, welche sie gewohnt gewesen ist.

 

Auch wenn ich bei jedem Spaziergang Panik hatte, dass sie mir vielleicht umkippt.
Ich habe die ganze Zeit versucht den Alltag für Minou “normal“ zu halten auch wenn ich innerlich

daran kaputt gegangen bin und oft verzweifelt war.

Wir haben jeden Tag genossen und Minou ging es sehr gut, manchmal sogar zu gut.
Jeder der Minou kannte konnte nicht glauben, dass sie DCM hatte. Sie war wie immer.

Als dann die Zeit 7- 12 Monate, nach der Diagnose, anbrach überkam mich wieder Panik.
Jeder Tag zählte für mich, Erleichterung wenn ein Monat verstrichen war,  Angst und Verzweiflung wie lange

sie noch bei mir bleiben kann. Auch ein Funken Hoffnung.

Es kostet unendlich viel Kraft und man geht durch die Hölle.

DCM ist ein klares Todesurteil für den Dobi und es ist unerträglich nicht helfen zu können.
Retten kannst du den Hund nicht und du weißt nicht, wieviel Zeit man noch hat.

Der Hund versteht nicht, was passiert.

Er merkt nur das etwas “anders“ ist durch mein Verhalten.
Nur für Minou hab den Alltag so normal gehalten wie es mir möglich war. 

Auch Raja und Tiffy waren damals durch den Wind, als Minou sich anfangs in diesem erbärmlichen Zustand befand.

Am Donnerstag 15.03.2012 hatte Minou einmal gehustet als ich von der Arbeit kam .

Und am Freitag 16.03.2012 noch ein einziges Mal.

Bei jedem Geräusch zuckst du eh zusammen und denkst “bitte nicht“.

Samstag und Sonntag war Nichts.


Montag 19.03.2012 so gegen 18 Uhr fing sie an zu husten, ich bin sofort mit ihr zu meinem Tierarzt gefahren.

Minou hat sich nen Stiefel gefreut und der Tierarzt sagte noch “der geht es doch gut, schau mal wie sie sich freut".

Hab ihm geantwortet “Minou freut sich noch wenn du sie einschläfern musst“.

Minou wurde untersucht und sie hatte erhöhte Temperatur und etwas Wasser in der Lunge, das Herz hörte sich noch gut an.

Sie bekam Dimazon gespritzt und ich sollte Dienstag wiederkommen. Die Nacht verlief ruhig wie immer, obwohl ich kein Auge zugemacht habe und nur Minou beobachtet habe. Raja schläft in meinem Schlafzimmer in ihrer geliebten Box und Minou schlief auf einer kleinen Couch. Sie lag sogar noch auf dem Rücken und hat geschnarcht.

Dienstag 20.03.2012 war alles wie immer, nur Minou wollte nichts fressen. Ich musste arbeiten gehen und abklären, dass ich die nächsten Tage Urlaub nehmen muss. Mein Sohn war krank und darum auch zuhause.

Er rief mich so gegen 8.30 Uhr auf dem Handy an und sagte; Minou geht es nicht gut, sie ist so komisch und schäumt.

Ich bin sofort nach Hause gefahren und habe nur geheult, ich habe so gebetet dass Minou noch da ist wenn ich komme.

Dieses Bild werde ich nie vergessen.

Minou stand vollkommen apathisch da und war blau angelaufen, der ganze Mund war voller Schaum.

Ich hab sie ins Auto getragen und bin wie eine Geisteskranke zum Tierarzt gefahren, hab dort die Tür

aufgerissen und nur geschrien “ich hab meinen Hund im Auto der erstickt, alles raus hier“ bin zum Auto und hab Minou reingetragen. Sie bekam sofort eine Hammer-Dosis Cortison damit sie Luft bekommt und dann hat sie noch Dimazon

gespritzt bekommen. Nach ca. 10 Minuten ging es ihr besser und nach weiteren 10 Minuten hat sie mir die Praxis verlassen,

als wenn nichts gewesen wäre.


Ich habe Dimazon-Spritzen mitbekommen, die ich Minou zuhause noch gesetzt habe.
Da sie viel Luft brauchte waren wir den Dienstag sehr viel spazieren, allerdings nur kleine Runden. 

Gegen Abend ging es Minou wieder besser und auch diese Nacht ist ruhig, wie immer, verlaufen.

Minou hat auch seit dem Montag nicht ein einziges Mal mehr gehustet.

Es kam für mich den Dienstag überhaupt nicht in Frage, Minou zu erlösen.
Der Hund war am ersticken und in diesem Zustand sollte sie nicht bleiben.
Jeder der mal Atemnot hatte, weiß wie qualvoll das ist und welche Panik das auslöst.
Mir ging es erstmal nur darum, dass Minou nicht erstickt und wieder Luft bekommt.

Mittwoch 21.03.2012 wollte Minou wieder nicht fressen, sie lag im Wohnzimmer auf dem Kissen. 

Ich bin jeden morgen um 5 Uhr aufgestanden und hab die Temperatur bei Minou gemessen.

Alles war normal und um 6 Uhr hab ich mit meinem Tierarzt telefoniert; er wollte wissen wie die Nacht

gewesen ist und wie es Minou geht.

Ich hab mich dann zu Minou auf den Boden gelegt und da war dieser Blick und sie fiepte ganz leise.

Ich hab geweint und sie fest in den Arm genommen und mich innerlich von ihr verabschiedet. 

Dann hab ich meinen Sohn geweckt und meine Eltern und den Tierarzt angerufen. Er wollte gegen 8 Uhr hier sein.

Alle haben sich von Minou verabschiedet und als ich kurz vor 8 nach draußen gehen wollte, stand sie auf und ist mitgekommen. Als der Tierarzt hier war, stand Minou wie das blühende Leben vor ihm.

Wieder als wenn Nichts gewesen wäre. Er hat bestimmt gedacht, ich hab sie nicht mehr alle. 

Er hat Minou nochmals abgehört und gesagt, wir müssen weiter entwässern.  Die Spritzen hat er mir hiergelassen.

Minou war den Mittwoch noch “normal“ und bei unserer letzten Gassi-Runde habe ich gemerkt, dass sie nicht mehr die Kraft hat obwohl sie nichts zeigte. Sie ist dann auch nicht mehr auf die Couch gekommen sondern blieb auf dem Kissen liegen. Weil sie so zitterte ( Minou war eine Frostbeule ) hab ich sie mit der Heizdecke zugedeckt und ihren Kopf auf zwei kleine Kissen gestützt. Im Schlafzimmer ist sie dann aber auf ihre Couch gegangen und auch diese Nacht verlief ruhig.

Donnerstag 22.03.2012 konnte ich Minou dazu bringen, eine Kleinigkeit zu fressen.

Sie hat dann auch wieder Stuhlgang abgesetzt. Die Temperatur war normal und ich hatte mit meinem Tierarzt telefoniert;

ich wollte um 9 Uhr in die Praxis kommen und er sollte sich Minou noch mal ansehen. 

Minou war an diesem morgen “normal“, keine Anzeichen.

Wir waren in der Praxis und Minou wurde von einem Kollegen untersucht. Ich habe ihn gefragt, was er machen würde.

Er sagte wenn es sein Hund wäre würde er weiter entwässern.

Ich habe ihm geantwortet : so, jetzt reden wir zwei mal Tacheles. Ich bin seit 3 Tagen den Hund am entwässern und sehe nicht den gewünschten Erfolg. Minou pinkelt ganz normal und nicht die Mengen die ich von der Entwässerung her kenne.

Die Entwässerung funktioniert nicht mehr wie sie sollte. Du hast doch in Duisburg gelernt und jetzt sag mir ins Gesicht,

wie viele Dobermänner hast du gesehen, die DCM überlebt haben ?

Du kannst mir keinen Einzigen nennen.

Über dieses Gespräch kam mein Tierarzt ins Zimmer und war total entsetzt von mir.

Er hat Minou noch mal untersucht; das Wasser ist zwar zurück gegangen aber das Herz wurde schwächer.

Minou sollte heute noch erlöst werden, aber nicht jetzt. Sie sollte erstmal wieder mit nach Hause.

Ich muss noch ein Loch im Garten ausheben.....

Ich weiß wie makaber das alles klingen mag aber ich wollte meine tote Minou nicht stundenlang

hier liegen haben bis ich ein Loch ausgehoben habe.


Wir sind wieder nach Hause gefahren und mein Sohn hat mit mir abwechselnd gegraben.

Ich konnte das alles nicht ertragen und mein Vater hat dann weitergemacht.

Ich war mit Minou in dem anderen Teil vom Garten, wir lagen in der Sonne und Minou hat jeden und alles verbellt,

was hier vorbei gekommen ist. Lief noch wie eine Verrückte hier rum, als wenn sie Nichts hätte.

So gegen 14 Uhr baute sie dann merklich ab; sie stand nur noch rum, hat sich nicht mehr hingelegt und war teilweise

nicht mehr ansprechbar bzw. reagiert nicht mehr.

Sie wollte alleine sein und sich zurückziehen.

Als meine Eltern kamen um sich erneut zu verabschieden, sprang sie noch mal rum.
Es ist unglaublich so was zu sehen; sie wollte leben und konnte nicht mehr.

Der Tierarzt war um 16 Uhr hier und Minou hat ihn, wie am Montag, freudig begrüßt.
Er erklärte mir, dass Minou 3 Spritzen bekäme. Er hat ihr die Narkosespritze auf der Terrasse gegeben und ich

hab sie rein auf ihr Kissen getragen. Da sackte sie auch schon weg.

Ich lag neben ihr, Kopf an Kopf und hab sie gestreichelt und mir ihr gesprochen.

Dann drehte sie den Kopf von mir weg, hat einmal laut ausgeatmet.

Ich wollte ihr ein Kissen unterlegen und als ich den Kopf zu mir drehte, hing die Zunge blau angelaufen heraus.
Minou ist um 16.13 Uhr gestorben.

Erst am Abend hab ich Minou begraben.

Ich habe mein Versprechen eingelöst und ich bereue keinen einzigen Schritt und auch keine einzige Entscheidung

die ich für Minou getroffen habe.

Tage später hab ich mich noch mal mit meinem Tierarzt zusammengesetzt und wir haben noch mal alles besprochen.

Er hat mein Verhalten eingesehen und mir Recht gegeben.

Einen Dobi kannst du nicht mit anderen Hunden vergleichen.

Was vielleicht anderen herzkranken Hunde helfen kann, funktioniert bei einem Dobi mit DCM in keinster Weise. 

Aus aktuellem Anlass:

 

Zweifel an den DCM-Befunden meiner Hunde werden zivilrechtlich von meinem Anwalt geklärt. 

Gerne mit kardiologischen Gutachten von Dr. Kresken vor Gericht.



Informationen zu meinen Hunden werden hier und auf der Facebook-Seite "Neeraja von der Zonser Heide" erstellt.

Ich verweise ausdrücklich auf die Datenschutzbestimmungen zu dieser Homepage !!!

Bei weiteren Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an die entsprechende Zuchtstelle.